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Einsamkeit oder erfülltes Alleinsein?


Einsamkeit? Nicht jeder Alleinlebende empfindet Einsamkeit...

Einsamkeit und Alleinsein sind Worte die aus Sicht vieler Menschen das gleiche meinen. Doch tatsächlich bedeutet Alleinsein zunächst einmal nur den objektiven Zustand, dass sich niemand in unserer Nähe befindet. Im Begriff Alleinsein steckt kein Hinweis auf die Dauer, wir können für wenige Minuten allein sein, aber auch für Stunden, Tage, Wochen, Monate. Und im Begriff Alleinsein steckt auch keine Wertung, es kann durchaus positiv sein, wenn wir die Gelegenheit haben, uns fern von Anderen besinnen zu können. Aber das Alleinsein kann auch negative Folgen haben.

Einsamkeit als negatives Gefühl

Einsamkeit ist dagegen ein Gefühl, das aus dem Alleinsein entstehen kann. Wenn wir uns einsam fühlen, bewerten wir die fehlende Nähe zu anderen als Mangel. Einsamkeit ist dabei ein so subjektives Gefühl, dass wir Einsamkeit auch unabhängig von der Dauer des Alleinseins und unabhängig von der körperlichen Gegenwart Anderer empfinden können. Wenn beispielsweise eine geliebte Person für eine Weile verreist, können wir uns schon wenige Minuten nach ihrer Abreise sehr einsam fühlen. Viele empfinden auch dann Einsamkeit, wenn sie sich in großen Menschenmassen aufhalten.

Tendenziell gilt aber, dass die meisten Menschen sich umso einsamer fühlen, je länger das Allein sein anhält, je weniger enge Beziehungen sie führen, in denen sie Nähe empfinden, je mehr sie auf Hilfe anderer angewiesen sind, aber nicht wissen, an wen sie sich wenden können und je weniger sie sich in der Lage fühlen, das Alleinsein durch eigenes Tun zu beenden.

Dabei empfinden wir nicht nur selbst in bestimmten Situationen Einsamkeit, sondern bewerten auch das Alleinsein Anderer oft negativ. Wenn wir Menschen sehen, die allein sind, unterstellen wir diesen einsam zu sein, Einsamkeit zu empfinden. Das Wissen um diese Bewertung macht vielen Menschen, die allein unter anderen Menschen sind, sehr zu schaffen: Wer z. B. allein in einem gut besuchten Restaurant speist, wird vielleicht Einsamkeit empfinden, vielleicht auch nicht: Er wird sich aber oft unwohl fühlen, weil viele andere Gäste ihn für einsam halten, sein Alleinsein bewerten.

Einsamkeit bei Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung

Einsamkeit ist für Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung durchaus ein Thema. Die meisten Betroffenen halten Abstand zu Anderen, leben als Einzelgänger. Viele führen keine oder nur wenige zwischenmenschliche Beziehungen, oft bleiben diese Beziehungen auch distanziert. Von außen wird dann oft unterstellt, dass die Betroffenen sich sehr einsam fühlen müssen, unter ihrer Einsamkeit leiden.

In meiner Beratungsarbeit für Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung bekennen sich manche Ratsuchende durchaus zu Gefühlen der Einsamkeit, einige Leiden sehr unter der fehlenden Nähe zu anderen Menschen. Viele Ratsuchende teilen aber auch mit, sich nur selten einsam zu fühlen, selbst wenn sie nur wenige und nur wenig intensive Beziehungen pflegen. Sie empfinden dieses Maß an Kontakt als für sich selbst genau richtig, es deckt nach eigener Einschätzung ihr Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe.

Andere Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung beschreiben Einsamkeit als etwas, das sie eher diffus wahrnehmen. Als Wissen darum, dass sie allein sind, als Wissen darum, dass dieses Alleinsein negative Folgen haben kann, weil das Alleinsein Menschen verändert, weil man in Notsituationen niemanden hat, den man um Hilfe bitten kann. Sie schließen daraus, dass sie sich eigentlich einsam fühlen müssten, dieses Gefühl selbst aber nicht oder nur selten und schwach empfinden. Oft beschreiben Ratsuchende diese Kombination zwischen dem Wissen um das Alleinsein und seine möglichen Folgen sowie dem fehlenden oder geringen Gefühl von Einsamkeit als verwirrend. Zumal es in der Regel auch weder das Bedürfnis nach noch die Bereitschaft zu zwischenmenschlichen Beziehungen stärkt.

Unabhängig vom eigenen Einsamkeits-Empfinden beschreiben es viele Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung als belastend, wenn andere Menschen ihnen aufgrund ihres Lebensstils Einsamkeit unterstellen. Schon die - begründete oder unbegründete - Sorge, andere Menschen könnten über diese Einsamkeit tuscheln, empfinden viele als unangenehm.

Keine Einsamkeit, dennoch bleibt Alleinsein nicht folgenlos

Wie oben dargestellt, führt Alleinsein nicht bei jedem Menschen zwangsläufig zu einem starken Einsamkeitsgefühl. Vor allem viele Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung fühlen sich auch ohne häufige, intensive Kontakte nicht zwingend einsam. Allerdings kann man auch nicht pauschal annehmen, dass allen Betroffenen Einsamkeit fremd ist!

Unabhängig vom Einsamkeitsempfinden gilt aber, dass Alleinsein auf Dauer nicht ohne Folgen bleibt. Wer zu selten Kontakt mit anderen Menschen pflegt, verliert das Geschick im Umgang mit Anderen, entwickelt möglicherweise soziale Ängste und andere Folgeprobleme. Durch eine dauerhafte und weitgehende soziale Isolation nimmt fast jeder Schaden - egal ob er Einsamkeit empfindet oder nicht.

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